Ich fühle mich wie ein Stein. Schwer. Ich habe mich noch nie so schwer gefühlt wie heute. Es scheint mir, als würde mich eine unsichtbare Kraft ins Bett drücken. Also bleibe ich liegen. Und vielleicht hilft es zu schreiben.
Ich erinnere mich daran, dass Persönlichkeitsentwicklung nicht immer Spaß macht, nicht immer leicht ist, nicht immer so ist, wie ich es mir noch vor ein paar Wochen vorgestellt habe. Was ich mir vorgestellt habe? Dass ich in Bali die ganze Zeit glücklich und motiviert bin, Yoga mache und meditiere, die ganze Zeit super produktiv meine Ziele abarbeite und ich dann irgendwann wieder nach Hause fliege und alles erreicht habe, was ich geplant habe. Ja, so ist das bei mir mit meinen Plänen. Ich plane was und dann kommt alles komplett anders. Ich plane was und dann plane ich wieder etwas anderes. Ich plane sogar so gerne, dass ich manchmal lieber plane als es umzusetzen. Manchmal macht mir das Spaß, manchmal macht mich das aber einfach nur wütend. Wütend auf mich selbst. Manchmal sogar wütend auf die ganze Welt.
Manchmal erinnere ich mich daran, einfach das negative Gefühl zuzulassen, damit es dann von alleine wieder verschwindet. Manchmal erinnere ich mich daran, dass es eben doch nicht so leicht ist, wie man sich das vorgestellt hat. Und manchmal erinnere ich mich daran, dass es mir mal so richtig schlecht ging. So schlecht wie noch nie in meinem Leben. Das ist jetzt drei Jahre her. Ende 2015. Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade meinen Abschluss an meiner absoluten Traumuni gemacht. Und mir ging es schlecht. So schlecht wie noch nie in meinem Leben.
Ich war permanent krank, mir war permanent übel und ich hatte permanent Kopfschmerzen. Permanent! Es fühlte sich an, als wäre ich mehrmals am Tag fast gestorben, ohne dass das eine Option gewesen wäre. Aber nicht, weil ich krank war, mir übel war oder ich Kopfschmerzen hatte, sondern weil mein Herz in hundert Teile gesprungen ist. Es sich ein bisschen geheilt hat und dann wieder in tausende Teile gesprungen ist. Der Grund war, ihr könnt es euch denken, irgendein Typ. Ein Typ, mit dem ich auch nach dieser Zeit noch weiter zusammen war. Insgesamt fünf Jahre. Und heute liege ich wieder im Bett, wie damals und fühle mich schwer.
Gerade habe ich eine Vergebungsmeditation gemacht. Vielleicht liegt es daran oder an meinem Muskelkater, weil ich auf die dumme Idee gekommen mein super chilliges Yoga-Programm gegen 10 Minuten High Intensity Interval Training einzutauschen. Liebe Muskeln, bitte regeneriert euch schnell wieder. Und das würde ich auch am liebsten meinem Herz sagen. Es war die beste Entscheidung meines Lebens diese Beziehung zu beenden, aber anstatt mich darüber zu freuen, mache ich mir oft Vorwürfe, warum ich all die Sachen mitgemacht habe, die passiert sind und warum ich es nicht früher gelernt habe. Oft bin ich wütend, auf mich, auf ihn. Aber ich weiß auch, dass mich das zurückhält und nicht dahin bringt, wo ich geplant habe zu sein. So ist das leider mit meinen Plänen.
Und ich weiß auch, dass diese schlimmste Zeit meine wertvollste Erfahrung ist, denn dieser Schmerz hat für mich alles in meinem Leben verändert. Ich habe mich durch diesen Schmerz verändert. Und zwar so sehr, dass ich mittlerweile so unendlich dankbar für diesen Schmerz bin, wie für nichts anderes auf dieser Welt. Und als all der Schmerz vorbei war, habe ich mir gedachte, dass ich das alles hätte bewusster wahrnehmen sollen. Ich habe mir gesagt, wenn nochmal eine Phase in meinem Leben kommt, in dem ich das Potenzial sehe so stark zu wachsen, dass es schmerzt, dann werde ich versuchen das zu genießen. Weil genau dieser Schmerz mich weiter zu mir selbst bringt, mich zurück zu meiner Essenz führt und dass es darum geht, um Wachstum. Und um Liebe.
Remember When You Wanted What You Currently Have?
Dieses halbe Jahr Schmerz hat mir die Tür in eine Welt geöffnet, von der ich nicht mal wusste, dass sie überhaupt existiert. Eine Tür, hinter der sich alles verbirgt, was man sich nur vorstellen kann und noch mehr. Eine Tür ins Wunderland. Und auch dort habe ich jetzt eine Tür entdeckt und ich bin gespannt, was sich dahinter verbirgt. Aber es scheint mir so, als müsste ich noch ein paar Rätsel lösen, bis ich sie öffnen kann und diese Rätsel sind manchmal echt scheiße und tun weh, aber ich weiß, dass ich sie lösen werde und es Zeit braucht, und dass es sich lohnt, weil dahinter unzählige Geschenke auf mich warten. Und eigentlich wird man bei den Rätseln auch immer unterstützt, wenn man genau hinhört, genau hinschaut, genau hinfühlt. Und man bekommt auch schon vorher ein paar Geschenke, wenn man sich auf den richtigen Weg zur Tür begibt. Große, kleine und manchmal auch riesige Geschenke, die es viel leichter machen, die Rätsel zu lösen. Nicht, weil sie dir helfen – denn helfen kann dir bei den Rätseln keiner – sondern einfach, weil sie da sind, wo auch immer.
Manchmal schäme ich mich dafür zu meckern. Ich bin auf einer wunderschönen Insel in Asien, habe keinerlei Verpflichtungen, mein Geld reicht noch für ein paar Monate und ich habe so gar keinen Anlass mich schlecht zu fühlen. Und trotzdem ist das Gefühl manchmal da. Und vielleicht komme ich so schlecht mit negativen Gefühlen klar, weil ich Angst davor habe, dass sie so schlimm werden wie damals. Aber jetzt weiß ich wieder, dass das alles einem höheren Zweck dient. Und diesmal werde ich meinem Plan nachgehen: Das alles bewusster wahrnehmen.
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Das meckern liegt uns nunmal im Blut und wenn sich das ganze in Grenzen hält, finde ich es ne gute Sache um ein bisschen Frust abzulassen und vielleicht am Ende auch etwas über sich selbst zu lachen zu können.
Und wenn es bergab geht, stelle ich mir immer vor ich sitze in einer Achterbahn, die nur Fahrt aufnimmt um bald mit vollkaracho und mindestens mehreren Loopings steil in den Himmel zu schießen 🙂
Toll, dass du dem Schmerz und Leid etwas positives abgewinnen konntest. Somit verlieren diese über die Zeit auch langsam an Macht.